Er ist ein Kind der Berge, der Spross zweier Skilegenden und war selbst medaillengekrönter Skirennläufer im Weltcupzirkus – wer, wenn nicht Felix Neureuther sollte für das schneeweiße Abenteuer Winter schwärmen? Ein Gespräch über die Faszination seines Sports, den weiten Blick ins Tal und einen noch weiteren bis nach Alaska.
Zu Beginn gleich ganz banal: Was bedeutet Skifahren für Sie?
Es ist meine große Leidenschaft. Aber natürlich auch Beruf und Metier. Ich fühle mich beim Skifahren frei. Ich mag zwar auch das Meer. Aber die Berge, die Natur um mich herum und das gepaart mit diesem Sport – das ist ein riesengroßes Glück für mich.
Vor Ihnen steht jemand, der noch nie Ski gefahren ist – wie überzeugen Sie ihn, sich genauso für diesen Sport zu begeistern?
Die Freiheit, die man bei diesem Sport spürt, ist einfach einzigartig. Du stehst oben auf dem Berg. Dann blickst Du hinunter ins Tal und in die Weite – allein das ist schon ein Traum. Du denkst über nichts mehr nach. Außerdem kannst Du gleichzeitig mit Freunden und der Familie fahren und genießt Gemeinsamkeit. Dann kommt das Adrenalin hinzu, wenn Du die Pisten herunter fährst. Und es gibt noch so viele weitere Faktoren, die Du dabei erleben kannst. Das hast Du bei keiner anderen Sportart.
Wie waren denn die Gefühle, wenn Sie beruflich Skirennen gefahren sind?
Das kannst Du natürlich nicht vergleichen. Da bist Du auf der Suche nach der Hundertstelsekunde und absoluter Perfektion. Du nimmst mit Deinem Körper Positionen ein, die mit Genuss wirklich nichts mehr zu tun haben. Du bist in Extremsituationen, mitten im Tunnel und Deiner eigenen Welt. Wenn ich privat Ski fahre, erlebe ich dagegen Freude pur. Ich betrachte die Natur um mich herum, spüre den Wind. Das nimmt man während eines Rennen gar nicht wahr.
Der Winter steht vor der Tür. Manchen gruselt vor den kalten Temperaturen. Ihnen wahrscheinlich nicht?
Der Winter ist und bleibt faszinierend. Wenn alles weiß ist, geht mir das Herz auf. Es ist ja nicht umsonst so, dass Kinderaugen strahlen, wenn es draußen schneit. Du kannst mit dem Schnee in Freizeit und Natur eben so viel anfangen. Diese Begeisterung vergeht auch nicht, wenn man älter wird.
Welche Tipps würden Sie Anfängern in Sachen Ausrüstung geben, die sich auch für den Sport begeistern wollen?
Sicherheit steht bei allen Elementen an erster Stelle. Der Helm sollte natürlich gut sein. Wichtig ist ein Rückenprotektor, gerade für Kinder. Zentral im Mittelpunkt stehen aber die Skischuhe. Die müssen passen und man sollte sich dazu fachkundig beraten lassen. Wenn der Schuh drückt, hast Du nur Schmerzen und kannst das Ganze nicht genießen. Dann macht es keinen Spaß.
Haben Sie einen Geheimtipp für ein Skigebiet? Wobei das dann wohl kein Geheimtipp mehr bleibt.
Ich glaube, die sind hierzulande alle erforscht. Und die Handvoll in meiner Heimat Garmisch-Partenkirchen behalte ich lieber für mich. Aber am faszinierendsten ist vielleicht das Skigebiet Arlberg in Tirol. Das ist für mich das Ski-Mekka schlechthin. Da passt alles, auf den Pisten und abseits davon. Für den Anfänger bis zum absoluten Profi ist für alle etwas dabei. Generell ist aber wichtig, überhaupt in die Natur hinauszugehen und das Erlebnis Skisport zu spüren.
Gibt es Regionen, wo Sie noch nie auf Skiern unterwegs waren und die Sie mal reizen würden?
Alaska. Ansonsten bin ich fast schon überall gefahren. (lacht) Der Iran reizt mich auch. Unabhängig von der aktuellen politischen Situation, haben die dort wahnsinnig hohe Berge und die sind schwer beeindruckend. Diese Region würde ich auf Skiern gern mal erleben.
Herausragende Sportler entwickeln genauso wie Künstler ihren eigenen Stil. Unterscheidet sich Ihrer von denen Ihrer Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther?
So wie meine Eltern früher gefahren sind, hatte das eher etwas mit Eleganz und Stil zu tun. Zwar spielt der Mensch heute noch die entscheidende Rolle. Aber der Skisport ist deutlich technischer geworden, geprägter durch das Material und viel Kraft. Er besitzt weniger von der Faszination, den er damals ausgezeichnet hat. Das ist schon schade. Ich wäre wohl lieber in den 70er Jahren gefahren. Das Skifahren meiner Eltern hatte etwas Spielerisches. Es war wahnsinnig schön anzusehen. Von dieser Eleganz waren auch die Zuschauer vor den Fernsehern gebannt.
Ab sofort gehen Sie dort beruflich als Moderator und Experte für die ARD an den Start. Als Kind dieser Eltern hatten Sie bei Ihrer ersten Berufswahl, dem Skirennläufer, aber nicht wirklich eine freie Wahl, oder?
Wenn das man so sieht, dann eigentlich nicht. Wir sind als Kinder mit dem Skisport aufgewachsen. Unsere Eltern haben meiner Schwester und mir die Faszination Skifahren näher gebracht. Meine Schwester hat aber einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Und ich war so fasziniert davon, dass ich es weiter erleben wollte. Meine Eltern haben es mir am Ende vorgelebt und sind vor mir hergefahren. Dabei merkte ich: Die fahren ziemlich gut. Das wollte ich dann auch.
Freche Frage zum Schluss: Wer ist nun der bessere Skifahrer – die Rosi, der Christian oder der Felix?
Eigentlich ist das keine freche Frage. Oder doch. Weil klar ist: Das bin ich. (lacht)