„Wir haben uns nie verbogen“

Jochen Schweizer ist Unternehmer, Investor, Extremsportler, Buchautor und Spezialist für außergewöhnliche Erlebnisse. Ein Gespräch mit dem erfolgreichen Firmengründer über Durchhaltevermögen, die Chancen von Industrie 4.0 und die vier Faktoren für Erfolg.

Mittelständler gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Viele von ihnen sind wertegetriebene Familienunternehmen. Welche Werte sind Ihnen wichtig?

In Zeiten der Veränderung ist „Haltung“ der Schlüssel zum Erfolg. Als ich vor 30 Jahren mein Unternehmen gründete, war es mein Ziel, Menschen besondere Erlebnisse zu ermöglichen.

Operative Exzellenz, Qualität und kompromisslose Sicherheit sind seit der ersten Stunde Kernwerte unserer Marke. Diese Werte gelten bis heute für meine Unternehmensgruppe mit 16 Einzelunternehmen.

Hinzugekommen ist inzwischen die aus der Personen- und Firmenhistorie gewachsene natürliche Authentizität, denn wir haben uns nie verbogen. Mein Name und meine Unternehmensgruppe stehen seit 30 Jahren für das Erlebnis.

Ihr neuer Bestseller heißt „Der perfekte Augenblick”. Gerade Startups müssen noch lernen, den perfekten Moment für die richtigen Entscheidungen in der Unternehmenswelt zu finden. Wie gelingt das?

Man braucht vier Dinge, um Erfolg zu haben: Die Bereitschaft, hart zu arbeiten, den Mut, Risiken einzugehen, Resilienz, um auch nach Niederlagen wieder aufzustehen und weiter zu machen, sowie Durchhaltevermögen, um auf den richtigen Moment warten zu können.

Ist er da, dann darf man nicht zögern, sondern muss beherzt zugreifen. Nicht für‘s Anfangen wird man belohnt, sondern für‘s Durchhalten. Kraft schöpfe ich aus bewusst gesetzten Auszeiten. Wichtig ist, dass man sich diese Auszeiten fest einplant.

Wie kann Industrie 4.0 für die eigenen Produkte und Dienstleistungen als Innovationstreiber dienen?

Es hat sich mehrfach gezeigt, dass etablierte Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung schnell an Relevanz verlieren und sich innovative und disruptive digitale Geschäftsmodelle durchsetzen.

Jedes Unternehmen muss sich der Herausforderung der Digitalisierung stellen. Das „Internet der Dinge“ und „Industrie 4.0“, also die Nutzung der Internettechnologien zur Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Produkten, bieten dabei enorme Chancen für Unternehmen, sich selbst neu zu erfinden oder das eigene Geschäftsmodell zu erweitern.

Aus diesem Grund stellt sich für mich nicht die Frage, ob Industrie 4.0 als Innovationstreiber dienen kann. Um nicht auf der Strecke zu bleiben oder von innovativeren Anbietern überholt zu werden, muss jedes Unternehmen  die Digitalisierung für sich nutzen, um innovativer und erfolgreicher zu werden.

Neben Konzernen müssen auch KMUs neue Märkte und international neue Länder erschließen – welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Das Erschließen neuer  Märkte, zum Beispiel durch Diversifikation, bedeutet immer auch Risiko. Ich habe festgestellt, dass es am Ende immer um zwei Fragen geht: „Glaube ich daran, dass die Investition in diese Maßnahme zu Mehrumsatz und Mehrgewinn in einem definierten Zeitraum führt?“ und „Glaube ich an das Produkt oder den Markt im Zusammenhang mit meinem Angebot?“ Wenn ich beide Fragen positiv beantworten kann, dann entscheide ich mich dafür, das Risiko einzugehen.

Die Jochen Schweizer Unternehmensgruppe wurde kürzlich erneut mit der Auszeichnung „Marke des Jahrhunderts“ gekürt. Wie schafft man den Sprung vom „normalen“ Unternehmen zur Marke?

Indem man seine Unternehmenswerte intern und extern lebt. Die Stellung der Jochen Schweizer Unternehmensgruppe im Markt beruht ja nicht allein auf mir. Eine Marke ist nichts anderes als die kollektive Intention aller Menschen, die hinter ihr stehen. Der Erfolg des Unternehmens ist die Summe der täglichen Arbeit aller Mitarbeiter und deren Bereitschaft, ihr Bestes zu geben.

Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, das Streben nach operativer Exzellenz, Qualität und Sicherheit zu ermöglichen und zu fördern. Dies braucht klare und transparente Führung durch die erste und zweite Ebene.

Mit welchem Managementmodell werden Ihre Unternehmen geführt?

Kurze Wege, um beweglich zu bleiben, offene Türen für optimale Kommunikation. In der Jochen Schweizer Unternehmensgruppe habe ich an der Spitze auf Ebene der Holding vier Geschäftsführer installiert: die sogenannte Quadriga. Diese berichten an mich und wir treffen gemeinsam Entscheidungen, die sie dann direkt auf der zweiten Ebene, den einzelnen Unternehmen, exekutieren können, weil in jedem Unternehmen der Gruppe ein Mitglied der Quadriga auch einer der Geschäftsführer oder Vorstände ist.

In der Sendung „Die Höhle der Löwen“ kämpfen die Teilnehmer um die finanzstarken Investoren. Wie profitieren beide Seiten von einer Finanzierung?

Vertrauen ist für mich das Grundgerüst jeder unternehmerischen Beziehung. Deshalb muss zwischen Investor und Gründer oder Gründer-Team immer ein Vertrauensverhältnis bestehen. Gründer erhalten bei meinem Investment neben dem Finanzinvestment zusätzlich meine Unterstützung bei strategie-, vertriebs- und kommunikationsrelevanten Themen.

 

Im Gegenzug erwarte ich auch, dass ich regelmäßig über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werde und dass die Gründer sich beraten lassen, wenn sich kritische Entwicklungen abzeichnen. Generell muss beiden Seiten klar sein, was die Gegenseite erwartet, damit Gründer und Investor langfristig voneinander profitieren können.